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Historische Festspiele in Altdorf b. Nürnberg
27.06. - 27.07.2025

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00:00 / 02:53

Gesprochen von Nikola Hinney

Ulm, 1640

 

An meine liebe Schwester Margarethe,

 

Ich weiß nicht, ob dieser Brief dich erreichen wird oder ob du überhaupt noch dort bist, wo ich dich das letzte Mal sah. Aber ich muss dir schreiben, muss mir von der Seele reden, was in mir brennt, sonst halte ich es nicht mehr aus.

 

Ich bin noch immer im Tross der Armee, irgendwo zwischen Ulm und Augsburg. Die Männer ziehen weiter, immer weiter, von einem Schlachtfeld zum nächsten, und wir mit ihnen. Der Krieg kennt keine Rast, und für Frauen wie mich gibt es kein Zuhause mehr. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal in einem richtigen Bett geschlafen habe, wann ich mich zuletzt ohne Angst zur Ruhe legte.

 

Ich schäme mich nicht mehr, Margarethe. Was hätte ich tun sollen? Als Vater starb und Mutter verhungerte, war es entweder der Tod oder dieses Leben. Ich habe mich für das Leben entschieden. Ich verkaufe meinen Körper, ja – aber ich lebe. Ich esse, wenn andere hungern, ich habe Schutz, wenn andere erfrieren. Doch der Preis ist hoch. Sehr hoch.

 

Die Soldaten sind rau, und viele sehen in mir nichts als ein Stück Fleisch. Manche sind freundlich, für einen Moment zumindest, doch andere… ich will nicht darüber schreiben. Du weißt, was ich meine. Wenn sie betrunken sind, ist kein Gebet stark genug, um mich zu schützen. Doch es hilft nichts, zu weinen. In dieser Welt gibt es keinen Platz für Tränen.

 

Ich frage mich oft, ob du es besser hast als ich. Ob du einen anderen Weg gefunden hast, ob du noch in dem Dorf bist, oder ob du auch geflohen bist, so wie ich. Ich hoffe, du bist in Sicherheit. Ich hoffe, du musst nicht tun, was ich tue.

 

Manchmal träume ich von unserer Kindheit. Von den Tagen, als wir zusammen am Fluss saßen und lachten, als Mutter uns Geschichten erzählte und wir dachten, die Welt sei groß und voller Möglichkeiten. Ich weiß nicht, ob diese Welt noch existiert. Ich weiß nur, dass ich weitermachen muss.

 

Aber wenn du irgendwo bist, wo es besser ist als hier – dann schreib mir nicht zurück. Behalte deine Reinheit, dein Leben, deinen Frieden. Vergiss mich nicht, aber denke nicht zu viel an mich. Ich werde für uns beide erinnern.

 

Möge Gott über dich wachen, meine liebe Schwester.

 

Deine Anna

Hinweis: Die fiktiven Briefe und Bildelemente wurden mithilfe von KI erstellt und anschließend kuratiert.

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© 2025 Wallenstein Festspiele Altdorf e.V.

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